Sonntag, 6. Dezember 2009

Von denen, die auszogen, Gitarristinnen zu werden...

Gitarristinnen sind selten, gute Gitarristinnen noch seltener. Mit diesem Vorurteil haben talentierte Musikerinnen seit mehreren Jahrzehnten zu kämpfen. Immer wieder haben Ausnahmekünstlerinnen wie Jennifer Batten (bekannt für ihre Arbeit bei Michael Jackson), Lita Ford (erfolgreich mit Ozzy Osbourne) oder Wendy Melvoin (Wendy & Lisa, Prince) den Durchbruch geschafft, doch sind dies eben eher Ausnahmen geblieben. Regelmäßig gibt es mehr oder minder ernsthafte Beiträge zur Bekämpfung dieser Misere, etwa "The Top 12 Hottest Female Guitarists Ever", "12 Greatest Female Electric Guitarists" oder "The Greatest Female Guitarists of All Time", in denen auch die bereits genannten Damen mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit immer wieder auftauchen. Optinal Mittelgrund stellt in diesem Feature drei höchst unterschiedliche Künstlerinnen vor, die (noch) in fast keiner dieser Liste auftauchen.

Sharon Isbin ist unbestritten eines der größten Talente des modernen Gitarrenspiels. Seit etwa 40 Jahren verzaubert sie mit ihrer Präsenz die klassische Fachwelt und räumt einen Preis nach dem anderen ab. Als gebürtige Amerikanerin durfte sie 2002 zum ersten Jahrestag der Anschläge des 11. Septembers am Ground Zero musizieren. Jüngst wurde sie von Präsident Obama in das Weiße Haus eingeladen, wie auch Timothy Mangan in einem Artikel zu berichten weiß. Obwohl Isbin am besten für ihre Interpretationen der Gitarrenliteratur von Komponisten wie Joaquín Rodrigo bekannt ist, hat sie auch regelmäßig mit populären Künstlern wie der sozialkritischen Liedermacherin Joan Baez gearbeitet.




http://www.sharonisbin.com

Weit weniger bekannt ist Mary Halvorson, eine Vertreterin der jungen Jazzszene Brooklyns. Kürzlich war sie in Europa unterwegs und wurde in einem Artikel von Zeit Online sehr umfangreich vorgestellt, was ihre (internationale) Fangemeinde zweifellos vergrößert hat. Die amerikansiche Hoffnung wird derzeit vielerorts gelobt, wie auch aktuelle Beiträge von John Stoehr und Garrett Shelton zeigen. Eigentlich verwunderlich, denn die Musik von Halvorson ist teilweise doch recht sperrig und avantgardistisch angehaucht und fernab von den eher konventionellen Bahnen, in denen sich beispielsweise Sharon Isbin (oben) oder Orianthi Panagaris (unten) bewegen. In der "Zeit" wird sie Mary Halvorson folgendermaßen zitiert: "Ich bin Gitarristin. Ich arbeite hart daran, eine Musik zu schaffen, die originell ist und zum Nachdenken anregt. Das hat nichts damit zu tun, dass ich eine Frau bin. Wenn du die Musik magst, dann bitte, weil sie so klingt, wie sie klingt." Dass man dabei dennoch jede maneg Spaß haben kann, zeigt das zweite Video.




http://www.maryhalvorson.com

Denkbar knapp am internationalen Durchbruch dieses Jahr vorbeigeschrammt ist Orianthi Panagaris. Eigentlich sollte die Australierin im Juli bei den Konzerten von Michael Jackson als Sologitarristin mitwirken und so das Erbe der oben angeführten Jennifer Batten antreten. Diese war der Legende nach Mitte der 80er deshalb eingestellt worden, weil sie das aus mehr als einem Dutzend Aufnahmeschnipseln gebildete Solo zu "Beat It" auch live spielen konnte. Wie locker auch Orianthi dieses Mördersolo von der Hand geht, kann weiter unten im Video ohne doppelten Boden begutachtet werden. Um die Zukunft der Musikerin muss man sich also kaum Sorgen machen: Ihre Seite auf Facebook hat bereits mehr als 100.000 Fans und ihr persönliches Profil dort platzt mit den maximal möglichen 5.000 Freunden schon komplett aus allen Nähten. Nicht ganz unschuldig daran ist sicherlich ihr attraktives Aussehen und der recht poppige Sound ihres aktuellen Soloalbums "Believe".




http://www.orianthi.com

Hier geht's zum zweiten Teil:
Von denen, die auszogen, Gitarristinnen zu werden... (Teil II)

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