
Im Discflash dieser Woche geht es um das lange erwartete erste Solo-Album "Iconography" von Travis Dickerson, um das vorletzte Album "At the Cut" des jüngst verstorbenen Vic Chesnutt sowie das neue Werk "IRM" von Charlotte Gainsbourg - zugegeben, eine recht anspruchsvolle Mischung.

Nun hat er es also endlich doch geschafft:
Travis Dickersons "
Iconography" ist veröffentlicht und sogar bereits zu uns über den Atlantik geschwappt. Die Besetzungsliste enthält nahezu alle Namen, die regelmäßig auf den von
TDRS veröffentlichten Platten auftauchen: Gitarren-Genie
Buckethead natürlich, der auf sieben der elf Stücke zu hören ist, die Schlagzeuger
Bryan "Brain" Mantia (bekannt von
Guns N' Roses, Primus und Praxis, nicht zu vergessen
C2B3),
Ramy Antoun (Seal, Black Eyed Peas,
Thanatopsis),
Doanne Perry (
Jethro Tull) und
DJ Bonebrake (
X), außerdem
Vince DiCola und der Bruder
Lindy Dickerson. Kollege
Viggo Mortensen steuerte wenigstens ein Foto bei. So ist das Ergebnis demnach auch wenig überraschend: Hochkarätige Musiker und ein Grundsound, den der geneigte Hörer schon von Veröffentlichungen des Projektes Thanatopsis oder dem genialen "
Dragons of Eden" kennt. Erstmals wird deutlich, dass es nicht alleinig der Ideenreichtum Bucketheads war, der diese Alben zum Leben erweckte, dass da immer auch eine gehörige Portion Travis mit im Spiel war. Das gelungene Experiment von "Dragons of Eden", den relativ geradlinigen Jazzrock von Thanatopsis um ein Cello zu erweitern, wurde auf "Iconography" noch vertieft. Nicht nur Cellist Cameron Stone ist wieder dabei, sondern auch Scarlet Rivera an der Violine und - als wäre das nicht schon genug - Travis höchstselbst am Theremin. Eine weitere Dimension wird der Musik durch
Paul Ill am Bass verliehen. Hoffen wir, dass das nächste Album nicht gar so lange auf sich warten lässt. (8/10 Optinals)

Der viel
zu früh von uns gegangene
Vic Chesnutt veröffentlichte dieses Jahr gleich mehrere Alben, "
At the Cut" wird jedoch vermutlich am besten in Erinnerung bleiben. Beteiligt haben sich an der Platte erneut die
Constellation-Kumpanen von
Thee Silver Mt. Zion bzw.
Godspeed You! Black Emperor.
Chesnutts Freitod vor wenigen Tagen verleiht den bereits im Dezember 2008 aufgenommenen Songs zusätzliches Gewicht, versinnbildlichen sie doch jetzt umso mehr den ewigen Kampf, die bittersüße Melancholie und die letztendliche Ausweglosigkeit des Seins. Dabei hat "At the Cut" auch ohne die tragischen Begleitumstände bereits mit seinem Songbogen vom reutigen "Coward" bis hin zum herzerweichenden "Granny" alles, was ein Album der Klasse Seelenschmerz ausmacht. Mach's gut, Vic, "Phantom of the Opera"... (8/10 Optinals)

Für
Charlotte Gainsbourg war 2009 ein Jahr der Emanzipation. Mit ihrer Rolle in "
Antichrist" konnte sie als Schauspielerin endlich aus dem Schatten ihrer Mutter Jane Birkin treten und mit dem Album "
IRM" gelang ihr das in Bezug auf ihren Vater Serge auch als Sängerin. Wurde der Vorgänger "5:55" noch zum Großteil mit den französischen Kollegen von Air realisiert, so war es jetzt der US-Amerikaner
Beck, der Gainsbourgs Stimme in Kompositionen zwischen Chanson-Tradition und flippiger Elektronik kleiden durfte. Produzent Beck ist es dann auch, der im Duett mit Madame Charlotte in der Single "Heaven Can Wait" zu hören ist. Herausgekommen ist ein Werk, das gleichermaßen differenziert und widersprüchlich ist - vielleicht wie die Künstlerin selbst. (7/10 Optinals)
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