Der Gitarrenbauer Warwick rühmt sich dieser Tage gerne mit dem Besuch des Bundespräsidenten, man spricht von einer einzigartigen Auszeichnung und der größten Ehre für ein deutsches Unternehmen. Immerhin beliefert Warwick so bekannte Musiker wie Jonas Hellborg und Jack Bruce sowie Mitglieder der Bands Slipknot, 311, Nightwish, Megadeth und Limp Bizkit.
Wie die Illustrierte Stern jetzt allerdings herausgefunden hat (und wie selbst BILD berichtete), trügt der Schein doch erheblich. Axel Hildebrand und Doris Schneyink decken in ihrem Artikel auf, wie die Arbeitsbedingungen im Vogtland wirklich sind: Eine Wochenarbeitszeit von 47,5 Stunden zu umgerechnet etwa 5,50 € Stundenlohn brutto für Akademiker, bei 20 Tagen Jahresurlaub. Indirekt bestätigt wird das durch Abdrucke von Mailverkehr, wie sie im Vogtland-Anzeiger und im Forum der Gitarre & Bass aufgetaucht sind. Zyniker könnten jetzt sagen, das sei immer noch wesentlich mehr als manche Friseure in Nordrhein-Westfalen bekommen, oder Reinigungskräfte im Bundestag und dass dies die Zukunft in einer schwarz-gelben Bundesrepublik sei. Hoffen wir's nicht...
Es mag viele Argumente gegen einen flächendeckenden Mindestlohn geben und angesichts des Regierungswechsels ist dieser ohnehin sehr unwahrscheinlich geworden, aber wenn Arbeitgeber versuchen ihre Angestellten mit "Liebe zum Beruf" und "Idealismus" zu ködern, so ist dies mindestens genauso hohl. Eine offizielle Stellungnahme von Warwick steht noch aus, doch sprach Geschäftsführer Hans-Peter Wilfer noch im letzten Geschäftsbericht von einer positiven Entwicklung und von Umsatzwachstum. Der Gewinn stieg ebenfalls, trotz massiver Investitionen. Ob das auch an die Beschäftigten weitergegeben wird?
Nachtrag 31. Oktober:
Eine offizielle Stellungnahme bleibt weiterhin aus, interessanterweise hat aber am 16. Oktober eine Person mit der IP 62.159.23.196 versucht, den kritischen Absatz im Wikipedia-Eintrag zu Warwick zu entfernen...
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