Freitag, 15. Januar 2010

Discflash 2. Kalenderwoche 2010

Im Discflash der 2. Kalenderwoche 2010 geht es um das Album "Live in Hamburg" des Esbjörn Svensson Trios, das jüngst zum Jazzalbum des Jahrzehnts gekührt wurde, um die polnische Jazzhoffnung Karolina Glazer sowie um das zweite Album der deutschen Pophoffnung Konstantin Gropper alias Get Well Soon.



Über 15 Jahre hinweg war das Esbjörn Svensson Trio ein Impulsgeber moderner Jazzmusik. Diese Phase endete tragisch mit dem Tod des Pianisten und Namensgebers der Gruppe 2008 bei einem Tauchunfall. Posthum wurde der Musiker jetzt damit geehrt, dass das Album "Live in Hamburg" mit Aufnahmen aus dem Jahre 2006 und erschienen 2007 nun von der Times zum Jazzalbum des Jahrzehntes gekührt wurde. Zusammen mit Bassist Dan Berglund und Schlagzeuger Magnus Öström bestritt im Svensson im November 2006 jenes denkwürdige, zweistündige Konzert, das die Vielseitigkeit der modernen Jazzkultur besser repräsentiert als so manche fragwürdige Compilation. Manche Kritiker mögen aufschreien, wie sie es taten als das Trio als erste europäische Jazzgruppe überhaupt den Titel des ehrwürdigen Down Beat zierte. Musikliebhaber hingegen mögen genießen... (10/10 Optinals)

Moderner Jazz wird auch von Karolina Glazer aus Polen repräsentiert. 2003 gewann die Sängerin beim XXX. Internationalen Jazz-Treff in Zamosc und bereist seitdem die europäischen Jazz-Festivals. Glazer versteht sich als weiße Sängerin mit einer weißen Stimme und derart losgelöst von schwarzen Traditionen und dem amerikanischen Zentrismus mutet es schon fast selbstverständlich an, dass sie auch elektronische Musikinstrumente programmiert und arabische Einflüsse in ihrer Musik verarbeitet. "Normal" ist die Essenz aus all dem, eine Reise durch Raum und Zeit aktueller Jazzströmungen und mit Anklängen derzeit vorherrschender Poptrends. Hörbeispiele und Videos gibt es auf der offiziellen MySpace-Seite. (8/10 Optinals)

Konstantin Gropper hatte es sicherlich nicht leicht, nach seinem so furiosen wie hochgelobten Debütalbum "Rest Now Weary Head You Will Get Well Soon" einen würdigen Nachfolger vorzulegen, der gleichermaßen eine stilistische und künstlerische Weiterentwicklung darstellt und trotzdem die Erwartungen aller Kritiker befriedigt. Machen wir es kurz: Es ist ihm nur bedingt gelungen. "Vexations", das am 22. Januar erscheinen wird, möchte noch mehr künstlerische Tiefe bieten als das Debüt und wirkt vielleicht deshalb oft etwas gekünstelt. Die Leichtigkeit und der bittersüße Humor des Erstlings sind hingegen fast gänzlich verschwunden. "We are Ghosts" bietet mit seinem Refrain eine willkommene Ausnahme. Ansonsten bleibt die klagende Stimme Groppers, die mehr und mehr an die nervigeren Momente von Thom Yorke erinnert. (6/10 Optinals)

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