Mittwoch, 21. April 2010

Schulfach Medienkompetenz?

Bei all den Veränderungen unserer Medienlandschaft, die wir an dieser Stelle auch regelmäßig aus Marketing-Sicht in unserer Serie "Marketing in Zeiten von Facebook & Co." beleuchten, wird immer wieder der Ruf nach einem Schulfach Internet oder - besser noch - Medienkompetenz laut. Großbritannien wird so ein Schulfach ab 2011 haben. Kinder sollen dort den Umgang mit dem Internet lernen und werden auch auf Gefahren wie dem drohenden Verlust der Privatsphäre hingewiesen. Unterstützt wird die ganze Aktion ironischerweise von den als Datenkraken verschrieenen Unternehmen Google, Microsoft und Facebook.

Ministerin Ursula von der Leyen hingegen hält nicht viel von so einem Schulunterricht und möchte das lieber auf die Eltern und die Schule im Allgemeinen abwälzen. Nachbar Schweiz ist da scheinbar bereits etwas weiter. Spätestens beim Vergleich der Gefahren des Internets mit Zigarettenkonsum outet die Ministerin sich jedoch vollkommen als Unwissende zum Thema. Das erklärt zumindest etwas, warum sich Frau von der Leyen bei der Debatte mit den Internetsperren so schwer tat und bereits an dieser Stelle versagt hatte. Andere Stellen hingegen tun ihr Bestes und versuchen wenigstens im Kleinen, die Informationskrater in den Köpfen der Konsumenten notdürftig zu kitten. So könnte aus manch gleichgeschaltetem Medienopfer vielleicht doch noch ein mündiger Bürger werden...

Doch was ist Medienkompetenz überhaupt? Medienkompetenz (engl. Media literacy), wird nicht überall auf der Welt übereinstimmend definiert. In deutschen Sprachgebrauch hat Dieter Baacke den Begriff vor etwa 40 Jahren geprägt und in die vier Kriterien Medienkritik, Medienkunde, Mediennutzung und Mediengestaltung aufgeteilt.


Diverse Studien legen nahe, dass die Mediennutzung in den vergangenen Jahrzehnten stetig zunahm. Insbesondere Fernsehen, Tonträger und natürlich das Internet konnten beachtliche Zuwächse verzeichnen, während Bücher und Zeitungen stabile Werte hielten.

Abschließend ein so informativer wie interessanter Vortrag von Hanjuk Pansen über Medienkompetenz beim ersten ASR Deutschlandtreffen:



Wie im Video deutlich angesprochen, beschränkt das Problem der Medienkompetenz sich nicht alleine auf das Internet, sondern ist für alle Medien gleichermaßen wichtig. Eine Reduzierung auf das Internet widerspricht auch Dieter Baacke, denn als er den Begriff entwickelte, konnte er kaum die Tragweite des öffentlichen Internets abschätzen. Dennoch ist es geradezu erschreckend, wie wenig Otto Normalsurfer über Google, Wikipedia oder Facebook weiß.

Bleibt die abschließende Frage: Soll Medienkompetenz zukünftig von staatlicher Seite vermittelt werden oder weiterhin quasi von den Medien selbst?

Nachtrag 21 Uhr:
Potzblitz, das ging aber schnell!


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