Bands, die ausschließlich die Songs von Pink Floyd interpretieren gibt es dieser Tage nicht wenige. Die untätig gewordene britische Band hat immer noch eine so gewaltige Fangemeinde, dass selbst ganze Neuinterpretationen ihrer Alben regelmäßig guten Absatz finden. Echoes ist eine der besten europäischen "Cover-Bands". Weltweit vielleicht nicht so bekannt wie The Australian Pink Floyd Show oder The Machine aus den Vereinigten Staaten, aber doch seit vielen Jahren erfolgreich in Deutschland und dem benachbarten Ausland unterwegs. Mit einem Programm, das den Schwerpunkt auf die Phase von 1971 bis 1979 legt und einer Bühnenshow, die in mehreren Stufen an die Örtlichkeit und den jeweiligen Rahmen angepasst werden kann, begeistert die Band nicht nur eine treue Besucherschar, sondern setzt auch technisch Maßstäbe.
Am 10. April hatte die Band ein Heimspiel in der Stadthalle Aschaffenburg und reiste mit mittelschwerem Gepäck an. Mittelschwer bedeutet in diesem Zusammenhang immer noch Veranstaltungstechnik für einen vollgepackten 12-Tonner. Fans von Pink Floyd sind anspruchsvoll und so setzte der Technik-Dienstleister Ampire auf das Line-Array KF730 von EAW mit neun Scheiben je Seite sowie den passenden Bässen aufgrund der niedrigen Deckenhöhe auf dem Boden vor der Bühne. Durch glatte Holzvertäfelungen an den Hallenseiten ist es nicht gerade einfach, einen ausgewogenen Sound in die Stadthalle zu zaubern. Dies gelang den eingespielten Lokalmatadoren aber aufgrund ihrer Ortskenntnis relativ spielend. Die Lichttechnik bei Echoes wird von älteren und neuen Moving Heads der Reihen MH und PHS von Futurelight dominiert. Mehr als 50 Stück dienen für Grundlicht und die zahlreichen Effekte an un um den Traversen-Halbkreis, der an die letzte Tour von Pink Floyd 1994 erinnert, sowie die obligatorische kreisförmige Leinwand "Mr. Screen" in der Mitte der Bühne, die für Gobo-Projektionen der Spots und die Einspielfilme benutzt wird. Diese Clips sind zwar zum Teil deutliche Anleihen an die Originale, aber dennoch etwas Eigenes und Neues und haben einen ganz eigenen Charme. Der Schnelligkeit wegen wurde das Licht über zwei vernetzte grandMA-Modelle von MA Lighting programmiert und gesteuert. Am FOH kam ein Digitalpult von Yamaha zum Einsatz.
Das Konzert begann mit deutlicher Verspätung, weil die örtliche Feuerwehr irgendwo unterwegs verloren gegangen war und anstatt um 18 Uhr erst gegen 20:30 Uhr antrabte. Dies sorgte für leichten Unmut bei den vor der Tür wartenden Besuchern, wurde aber schnell zum Running Gag des Abends umfunktioniert.
Die Band begann in klassischer Manier mit der ersten Hälfte der Suite "Shine On You Crazy Diamond". Der folgende Teil der Show lag im Schwerpunkt auf den Alben "Wish You Were Here" und "Dark Side of the Moon", mit einer gelungenen Neuinterpretation von "Have a Cigar", das sich weit vom Original entfernte und durch den Einsatz von Saxophon und deutlicher Akzentuierung der Hauptriffs wesentlich fetziger klang. Ein erster Höhepunkt war "The Great Gig in the Sky", bei dem die Background-Sängerin ein erstes Mal glänzen konnte und das Publikum im Sturm eroberte.
Nach der Pause ging es weiter mit einigen Songs von "The Wall" und dem einzigen Ausbrecher aus der Timeline: "High Hopes" vom letzten Floyd-Album "The Division Bell". Als bei "Another Brick in the Wall" auf einmal rund 20 Kids die Bühne stürmten und lautstärk bekannte Zeilen wie "We don't need no education..." intonierten, waren wohl auch die letzten Zweifler im Publikum gewonnen. In Szene gesetzt wurde dies lichttechnisch gekonnt von kalten und warmen Weißtönen und gezieltem Schattenwurf, der die Atmosphäre des Kinofilms zu "The Wall" sehr schön auf die Bühne brachte.
Wenig später trumpfte die Band mit einer furiosen Gesamtleistung bei "Young Lust" auf, bevor der Keyboarder mit einer Solo-Interpretation von "Nobody Home" überzeugte. "Pigs" wurde etwas von technischen Problemen überschattet, zeigte aber wie souverän die Band auch mit Saitenriss und widerspenstigen Ersatzgitarren umzugehen weiß. Die zweite Hälfte von "Shine On You Crazy Diamond" bildete den Abschluss dieses Blocks und war einer der Höhepunkte des Abends. Insbesondere die einleitenden Soli von Keyboards und Gitarre waren vielleicht überzeugender als bei den letzten Live-Darbietungen des Floyd-Masterminds Roger Waters.
Nach einer weiteren kurzen Pause folgten als Zugaben mit den Hits "Comfortably Numb" und "Money" zwei Lieblinge des Publikums, die erneut die musikalische Klasse der Band demonstrierten. "Run Like Hell" schloss den Abend mit einem Effekt-Feuerwerk nach dem Vorbild der letzten beiden Floyd-Tourneen.
Echoes konnten auf ganzer Linie überzeugen. Der Sound war nahe am Original, dem eingefleischten Fan wurden aber zahlreiche Überraschungen, insbesondere durch die häufige Hinzunahme des Saxophons geboten. Spieltechnisch zeigte man hier und da bei den Instrumentalpassagen auf sehr geschmackvolle Weise, dass da durchaus Luft nach oben ist, man aber nicht in das wilde Gedudel so mancher "Tribute-Produktionen" abgleiten möchte. Die sehr gute Licht- und Tontechnik setzte dieser ambitionierten Leistung noch das i-Tüpfelchen auf.
http://www.echoes.de
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen