Freitag, 16. April 2010

Das Drama mit den Frequenzen

Begleitet von einem großen Medienecho werden derzeit von der Bundesnetzagentur gut drei Dutzend Frequenzblöcke in vier verschiedenen Bändern versteigert. Nur zu gut erinnert man sich an die Phantasie-Werte, die vor etwa zehn Jahren bei der Vergabe der UMTS-Lizenzen erzielt wurden. Diese sind bei der aktuellen Auktion kaum erreichbar, denn schon in der ersten Woche ist diversen Medienberichten zufolge die Luft bereits raus.

So rechnen Experten mit einem Erlös von ungefähr einer Milliarde Euro, während das wesentlich schmalere Band der UMTS-Frequenzen seinerzeit noch stolze 50 Milliarden einbrachte. Zum Ende der ersten Auktionswoche sind wir aber selbst von diesen vorsichtigen Schätzungen noch meilenweit entfernt. Bewohner ländlicher Gegenden mögen sich schon jetzt über ein schnelleres Internet freuen, kritisiert wird die Auktion hingegen gleichermaßen von Naturschützern und Veranstaltungstechnikern.

Eines der vier zu versteigernden Bänder, nämlich das um 800 MHz ist essentiell für die Veranstaltungsbranche, funken doch hier die meisten drahtlosen Mikrofone und Monitorsysteme. Der Bereich von 863 bis 865 MHz ist europaweit für die Verwendung offen, aber so eng und dicht bevölkert, dass sich kaum ein Techniker alleinig darauf verlassen möchte. Die anderen Bereiche, insbesondere von 790 bis 814 MHz und 838 bis 862 MHz wurden zwar nach heftigen Protesten der eilig gegründeten Initiativen bis Ende 2015 rechtlich zugesichert, dies bedeutet aber keineswegs eine technische Sicherheit. Eine Tatsache, die Anwender so sehr verunsichert, dass zukünftig wohl die alte Faustformel, je Funkstrecke auch ein kabelgebundenes Mikrofon einzupacken wieder an Bedeutung gewinnen wird.

Doch schlimmer noch, es sind bislang keine Ausweichfrequenzen verbindlich zugesichert, was auch die Hersteller ziemlich im Regen stehen lässt. Zwar ist eine Entscheidung noch für dieses Jahr angekündigt, doch ob das zukünftige Band im recht aussichtsreichen Bereich von 470 bis 790 Mhz liegen wird oder doch weit über 1 GHz, das steht derzeit noch mehr oder weniger in den Sternen. Erst wenn dies geklärt ist, können die Hersteller Lösungen anbieten, die im aktuellen und kommenden Spektrum funken und somit zukunftssicher sind. Stattdessen versucht man sich derzeit mit digitalen Lösungen über Wasser zu halten, die für Amateure und semi-professionelle Anwender kaum erschwinglich sind. Wer glaubt, die ganze Problematik sei einzig eine deutsche oder europäische Angegelegenheit, der sei auf die sehr ähnliche Debatte in den Vereinigten Staaten verwiesen.

Die Digitale Dividende wird uns Schreiberlingen wohl noch eine treffliche Rendite abwerfen...

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