Dienstag, 4. Mai 2010

Test: Buckethead Les Paul (I)

Die Buckethead Les Paul ist eine jener Gitarren, die mit Leichtigkeit die Fachwelt entzweien. Manche Puristen mag schon die weiße Farbe verschrecken, spätestens aber die überlange Mensur und der vergrößerte Korpus sowie die knallroten Kill-Buttons dürften in der Gibson-Gemeinde einiges Stirnrunzeln hervorgerufen haben. Und da haben wir natürlich den so extravagenten wie streitbaren Schöpfer der Gitarre noch gar nicht ins Spiel gebracht. Was aber ist dran an der ersten Serien-Paula mit 24 Bünden - ein hochpreisiges Gimmick für den betuchten Fanboy oder doch eine interessante neue Variante des betagten Gitarrenmodells?

Nun hat es doch fast fünf Monate gedauert, bis die im November angekündigte und im Dezember bestellte Buckethead Signature Les Paul ihren Weg nach Deutschland gefunden hat. Über die mangelhafte Informationspolitik von Gibson kann man mittlerweile sicherlich Bücher schreiben, über verzweifelte Vertragshändler und sehnsüchtig wartende Gitarristen ohnehin. Laut Gibson bereitete die Übergröße des Instruments zahlreiche Probleme hinsichtlich Griffbrett und Korpus. Zwischenzeitlich soll es selbst an den Mechaniken fast noch gescheitert sein...

Schon von außen fällt auf, dass die Buckethead Les Paul ein gutes Stück größer ist als eine übliche Paula - der Karton ist riesig.


Nach dem Öffnen des Koffers strahlen dem Käufer ein Korpus in Alpinweiß und zwei leuchtend rote Kill-Buttons entgegen. Unser Schätzchen hat die Seriennummer 104300640.


Im direkten Vergleich zu einer Kopie in normaler Größe fallen sofort die gut zehn Zentimeter längere Mensur und der größere Korpus auf.


Die Buckethead Les Paul wurde gut eingestellt angeliefert und musste nur noch kurz durchgestimmt werden. Danach hielt sie erstaunlich gut die Stimmung, was nicht zuletzt auf die guten Mechaniken zurückzuführen ist. Das Gewicht ist dank des teilweise gehöhlten Korpus als moderat einzustufen und sollte kaum Rückenschmerzen verursachen. Die verlängerte Mensur ermöglicht bequem das Spielen auch in den höchsten Lagen und ist weit weniger gewöhnungsbedürftig als man annehmen könnte. Schwieriger gestaltet sich hingegen der direkte Umstieg auf eine Stratocaster oder ähnliche Gitarre. Hier hat man ggf. kurzzeitig das Gefühl, ein "Spielzeug" in den Händen zu halten. Die Klangvielfalt der Gibson-Tonabnehmer ist enorm, es müssen nicht immer aktive Modelle von DiMarzio oder EMG sein. Insbesondere die Möglichkeit, den Brücken-Humbucker zu splitten, eröffnet zahlreiche zusätzliche Klangvarianten. Insgesamt hat die Les Paul einen höhenreichen Sound, wie man es von Buckethead gewohnt ist. Dieser Klang entfaltet sich allerdings erst zu voller Blüte, wenn die Gitarre über einen potenten Röhrenamp gespielt wird. Bemerkenswert ist insbesondere das einzigartige Sustain des Instruments.


Als erstes Fazit lässt sich sagen, dass die Buckethead Les Paul durchaus ihr Geld wert ist. Für den Preis einer "normalen" Les Paul erhält der geneigte Gitarrist ein unverwechselbares Instrument mit ganz eigenem Charakter, das Dank seiner 24 Bünde und der serienmäßigen Kill-Buttons neue Ausdrucksmöglichkeiten bietet. Die Verarbeitung der gelieferten Gitarre könnte zwar in manchen Details wie den Bindings etwas besser sein, bedenkt man aber den Mehraufwand, den Gibson hier geleistet hat, so geht das vom Preis/Leistungsverhältnis durchaus in Ordnung.

(Fortsetzung folgt.)

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3 Kommentare:

  1. Wie kann man den Brücken-Humbucker splitten?
    Ich habe mir vor einigen Tagen die Les Paul Buckethead gekauft und bin absolut begeistert. Das Sustain ist wirklich beeindruckend und der Klang ... Ja, hier wurde ja bereits alles gesagt! Musste leider auch sehr lange warten, aber jetzt hab ich sie endlich :)

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  2. Der Split geht ganz einfach:
    Man muss nur am richtigen Poti-Knopf ziehen! ;-)

    Oder wie Gibson es beschreibt:
    "The Buckethead Signature Les Paul features a single Tone control that comprises a 500k non-linear potentiometer for a natural transition from full treble to bass tones. The Tone control also carries a built-in push/pull switch to engage the coil splitting in the bridge pickup and achieve single-coil-like tones."

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  3. Klasse Bericht zu diesem Schmuckstück. Mich würde allerdings interessieren, wie es sich mit dem "klacken" der Kill-Buttons verhält. Was ich bisher an Videos gesehen habe, fiel mir dieser Punkt sehr störend auf.

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